vollbeschäftigungskonforme Lohnpolitik

vollbeschäftigungskonforme Lohnpolitik
1. Begriff: Am Vollbeschäftigungsziel orientierte Lohnempfehlung, die vom deutschen Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung seit 1974 in modifizierten Ausprägungen vertreten wird. Sie tritt in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit an die Stelle der  produktivitätsorientierten Lohnpolitik bzw. der  kostenniveauneutralen Lohnpolitik. Danach ist bei hoher Arbeitslosigkeit ein Abschlag vom mittelfristigen Produktivitätsfortschritt und der erwarteten Inflationsrate vorzunehmen, um dem Erfordernis der Schaffung neuer Arbeitsplätze Rechnung zu tragen. Dauerhafte Arbeitslosigkeit wird danach im Wesentlichen gemäß der neoklassischen Lehre erklärt.
- 2. Merkmale: Lohnzurückhaltung, Verstetigung der Lohnpolitik, Lohndifferenzierung nach branchen-, regional- und qualifikationsspezifischen Merkmalen und Absicherung durch ein Gewinnbeteiligungssystem.
- 3. Kritik: Die angenommene Diagnose stellt einseitig auf die Angebotsseite ab. Dagegen stehen (zum Teil allerdings ebenso einseitig vorgebracht) die Thesen einer konjunkturellen oder dauerhaften Nachfrageschwäche, die Stagflationserklärungen auf Basis monopolistischer bzw. oligopolistischer Preispolitik und vielfältige Strukturhypothesen.

Lexikon der Economics. 2013.

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